Kuppelfresko

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Kreuzkirche, Kuppelfresko

In der Vierungskuppel der Kreuzkirche ist das größte Kuppelfresko der Niederlausitz zu sehen. Es zeigt die Himmelssphäre, die mit zahlreichen Putten und Engeln sowie heiligen Personen bevölkert ist. Die Kuppel ist in sieben Ringe aufgeteilt. Der unterste Ring besitzt acht Fenster und eine mit Girlanden und Blumen verzierte illusionistische Säulenbemalung. Diese Ausgestaltung ähnelt der Josephskapelle in der Stiftskirche und dürfte vom gleichen Maler hergestellt sein. Darüber sind die heiligen Personen in zwei Ringen aufgereiht. Der vierte Ring zeigt Jesus inmitten einer Schar von Engeln und der fünfte einen Puttenreigen mit reichem Blumenschmuck. Ring sechs und sieben bilden die Laterne. Neben Puttenköpfen ist hier ein goldener Strahlenkranz mit dem hebräischen Wort „Jahwe“ (für das Alte Testament) angebracht.

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Schema des Kuppelfreskos (Salesch)

Unterhalb der Kuppel sind in den dreieckig anstoßenden Wandflächen die vier Evangelisten und die vier Kardinaltugenden angeordnet.

Die Evangelisten sind jeweils mit ihren Symbolen und einem großen Buch dargestellt. Bei Matthäus und Johannes ist dein Text in deutscher Sprache zu lesen: „Das Buch der Geburt Jesu“ (Mat. 1,1) und „Am Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und Gott war das Wort“ (Joh. 1,1).

 

Der Neuzeller Himmel

Das Kuppelfresko zeigt eine große Anzahl heiliger Personen, die zum Teil nur als Menschenmenge gemalt ist. 37 Personen sind jedoch herausgehoben und zumeist anhand ihrer Attribute zu identifizieren, 20 Personen in der unteren Reihe und 16 Personen in der oberen. Eine besondere Position nimmt Jesus ein, der mit dem Kreuz in der Hand in der dritten Reihe platziert ist, umringt von zahlreichen geflügelten Wesen. Deutlich herausgestellt sind die Nagellöcher am Kreuz.

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Kuppelfresko, Jesus

Das Kuppelfresko ist prinzipiell symmetrisch aufgebaut, wenngleich die Figuren nicht gleichmäßig verteilt sind. Sie bilden einzelne Gruppen. Im Osten wie im Westen ist ein Bereich leicht separiert, hier befinden sich Jesus und die Erzengel Michael, Rafael und Gabriel (im Osten), sowie der römisch-deutsche König Rudolf I., Markgraf Leopold III. von Österreich (seit 1663 Landespatron Nieder- und Oberösterreichs) und Bernhard von Clairveaux, sowie Aegidius (bis 1675 Landespatron von Kärnten und Steiermark) und Benedikt von Nursia (im Westen).

Die Seitenbereiche des unteren Rings werden von den zwölf Apostel eingenommen, von denen Petrus und Paulus besonders hervorgehoben sind. Im oberen Ring sind Personen mit familiärem Bezug zu Jesus (Joseph, Maria, Ana und Maria Magdalena, sowie Johannes der Täufer und Zacharias), drei weibliche Nothelferinnen (Margareta, Barbara und Katharina), vier alttestamentarische Patriarchen, Propheten bzw. Könige (Moses, David, Hiskia und Elias), drei Diakone (Stephanus, Laurentius und Florian) dargestellt.

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Kuppelfresko (vlnr.), Barbara, Margareta, Maria Magdalena, Ana

Die zwölf Apostel

Die Erzengel

Österreich

Das Kuppelfresko verweist an exponierter Stelle auf den römisch-deutschen König Rudolf I. (reg. 1273-1291), auf Markgraf Leopold III. von Österreich (reg. 1095-1136) und auf Bernhard von Clairveaux (1090-1153), einen der Ordensgründer der Zisterzienser. Markgraf Leopold III. ist sicherlich aufgeführt, weil er 1133 die Zisterze Heiligenkreuz bei Wien gestiftet hat. Er ist aber auch Landespatron Österreichs. Über ihm in der oberen Personenreihe ist der Heilige Florian abgebildet, der Landespatron Oberösterreichs ist.  Die Verbindung nach Österreich und zum Haus Habsburg wird aber durch die Darstellung König Rudolfs I. ausgedrückt, der als Begründer der Habsburger Herrscherlinie gilt. Als das Fresko 1734 angefertigt wurde, gehörte die Herrschaft Neuzelle zum Kurfürstentum Sachsen. Trotzdem wird auf die enge Verbindung zu den Habsburgern verwiesen, die als katholische Schutzmacht in Europa auch auf dem Widmungsbild in der Vorhalle der Stiftskirche thematisiert ist. Direktes Zeichen dieser Schutzmacht war der Traditionsrezess von 1635, der einer Bestandsgarantie für das Kloster Neuzelle gleich kam.

Engel und Putten

Der im Kuppelfresko dargestellte Himmel wird von zahlreichen Engeln und Putten bevölkert, die unterschiedliche Funktionen haben: Einige Putten sind rein dekorativ; sie halten die Blumengirlande, die sich an der Laterne um den inneren Abschluss des Freskos herumzieht. Die meisten Putten sind jedoch den Heiligen zugeordnet und tragen Palmenzweige, Lilienstängel, Lorbeerblätter und die Attribute der Heiligen. Die Engel sind schemenhaft in einem hellen Ton gemalt und sehen fast wie Wolken aus. Sie haben sich insbesondere um Jesus versammelt. Zwischen Elias und Florian bilden sie ein kleine Orchester mit Orgel, Geige, Laute, Trompete und Kontrabass.

Gott

Im Zentrum des Kuppelfreskos, das heißt im der Laterne, ist der Platz für Gott, der hier als alttestamentarischer Jahwe gekennzeichnet ist.

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Kreuzkirche, Kuppelfresko