Die Ausstattung der Kreuzkirche mit stuckiertem Bandelwerk und Deckenfresken entstand zwischen 1735 (Fertigstellung des Neubaus) und 1741 (Weihe der neuen Kirche). Die Stuckatur entspricht der westlichen Vorhalle der Stiftskirche, ist in der Kreuzkirche aber auf einen ockerfarbenen Grund aufgesetzt. Für die neun Deckenfresken im Kirchenschiff wurde die Bergpredigt als Thema ausgewählt, dass heißt die acht Seligpreisungen nach Matthäus 5,3-10 und das Exsultare („Frohlocket und erfreuet euch…“ Matthäus 5,12). Das besondere der Neuzeller Seligpreisungen ist, dass keine Allegorien gezeigt werden (was damals sehr beliebt war), sondern Episoden aus dem Alten und Neuen Testament.
Bergpredigt (Mittelschiff zweites Joch)
Im Zentrum des Exsultare-Bildes steht der lehrende Jesus auf einem kleinen Felsen, umringt von zahlreichen männlichen Zuhörern. Über ihm schwebt die Taube als Symbol des Heiligen Geistes und sendet Lichtstrahlen herab. Darüber ist in einer Puttenwolke Gottvater zu sehen. Wie auf allen Deckenfresken gibt es ein entrolltes Spruchband, auf dem geschrieben steht (wie überall auf meiner Seite in behutsam modernisierter Sprachform wiedergegeben): Freut euch und frohlocket, denn euer Lohn ist Gott im Himmel.

Selig sind die Armen im Geiste, denn ihnen gehört das Himmelreich. Wir sehen den Propheten Elias, der lesend und lehrend unter einem Baum sitzt. Etwas weiter im Hintergrund sitzen vor einer Felsgrotte der Heilige Antonius und der Einsiedler Paulus, die ebenfalls ein Buch studieren und eifrig darüber diskutieren. Der Ausdruck „arm im Geiste“ wird verwendet, um den endlichen, den begrenzten Menschen zu beschreiben, der arm vor Gott ist und deshalb Gottes Gnade braucht. Wie Elias (1. Könige 17,1-6) werden auch den beiden Einsiedlern Brote als Gnadenakt Gottes gebracht. Zwei Raben schweben mit der Speise ein.
Zweite Seligpreisung (nördliches Seitenschiff drittes Joch)
Die zweite Seligpreisung lautet: Selig sind die Leid tragen, denn sie sollen getröstet werden. Das Deckenfresko zeigt eine Szene, die bei Markus 14,3-9, Matthäus 26,6-13, Lukas 7,36-50 und Johannes 12,1-8 mit unterschiedlichen Details und Intentionen erzählt wird. Nach Lukas: Bei einem Mahl, das Jesus in Bethanien beim Pharisäer Simon einnimmt, wirft sich ihm eine Sünderin zu Füßen und salbt sie mit Öl. Jesus vergibt ihr alle Sünden, weil sie sich mit großer Hingabe und Liebe darum bemüht. „Ihr sind viele Sünden vergeben, denn sie hat viel geliebt; welchem aber wenig vergeben wird, der liebt wenig.“ (Lukas 7,47). Bei Markus, Matthäus und Johannes wird diese Szene mit der bevorstehenden Passion Jesu in Verbindung gebracht und die Salbung als voraus genommene Salbung für das Begräbnis interpretiert.

Selig sind die Sanftmütigen, denn sie werden die Erde besitzen. Das Deckenfresko zeigt die Kindersegnung, die bei Matthäus 19,13-15, Markus 10,13-16 und Lukas 18,15-17 nahezu wortgleich beschrieben wird. Die Kinder kommen in einem Wald zu Jesus gelaufen, damit er ihnen die Hand segnend aufs Haupt legt. Als die Jünger sich darüber beschweren spricht Jesus: „Lasst die Kinder zu mir kommen und wehrt sie nicht ab, denn solcher ist das Reich Gottes. Wahrlich ich sage euch: Wer nicht das Reich Gottes annimmt wie ein Kind, der wird nicht hinein kommen.“ (Lukas)

Die vierte Seligpreisung der Bergpredigt verspricht Gerechtigkeit: Selig sind die nach Gerechtigkeit hungern, denn sie werden gesättigt werden. Dargestellt ist die Speisung der 5.000, von der bei Matthäus 14,12-21, Markus 6,35-44, Lukas 9,10-17 und Johannes 6,1-13 berichtet wird. Auch wenn es in dieser Geschichte zunächst darum geht, den akuten Hunger der Menschenmenge zu stillen, ruft sie auch auf zum Protest gegen die Ungerechtigkeit in der Welt und zur Solidarität mit den Bedürftigen.

Selig sind die Barmherzigen, denn sie werden Barmherzigkeit erlangen. Auf dem Fresko wird uns gezeigt, wie drei Engel zum Haus Abrahams kommen und ihm und seiner Frau Sara die Geburt ihres Sohnes Isaak ankündigen. (Genesis 18,1-10) Ausführlich wird beschrieben, wie sich Abraham um seine drei Gäste kümmert (die er zunächst nicht als Engel erkennt) und alle Vorgaben der Gastfreundschaft erfüllt.

Das Fresko zeigt die Heilige Familie bei einem freundschaftlichen Zusammentreffen mit Elisabeth und ihrem Sohn Johannes (dem Täufer). Zwei Lämmer spielen um die Menschengruppe herum. Das Jesuskind reicht Johannes einen Blütenzweig. Über der idyllischen Szene ist die Seligpreisung zu lesen: Selig sind die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott anschauen.

Die Komposition dieses Freskos ähnelt der Begrüßung der drei Engel durch Abraham. Wieder ist ein Hauseingang dargestellt und unvermittelt davor die unberührte Natur. Hier sehen wir den blinden Vater und hinter ihm seine Frau Hanna auf der Veranda sitzen. Sein Sohn Tobias ist zusammen mit dem Erzengel Rafael gerade angekommen. Das Gepäck steht noch neben ihnen; unter anderem eine fischförmige Tasche, die auf die Galle des Fisches hinweisen soll. Dieses Serum streicht Tobias auf die Augen seines Vaters und heilt ihn damit. Die Seligpreisung lautet: Selig sind die Friedsamen, denn sie sollen Kinder Gottes genannt werden. In Hebräer 12,14 ist zu lesen: „Jagt dem Frieden mit allem nach und der Heilung, ohne die niemand den Herrn schauen wird.“

Dramatischer Höhepunkt der Deckenfresken ist die Enthauptung Johannes des Täufers (Matthäus 14,3-11, Markus 6,21-29). In starker Untersicht ist ein Kerker zu sehen. In der Bildmitte liegt der kopflose Körper des Johannes. Links daneben steht Salome mit einer Schale, in die der Henker den abgeschlagenen Kopf legt. Rechts ist ihr Vater Herodes Antipas zu sehen, der die Gefangennahme des Täufers veranlasst hat. Auch der römische Geschichtsschreiber Flavius Josephus berichtet von Johannes dem Täufer und seiner Hinrichtung. Die Seligpreisung ist am unteren Bildrand angebracht: Selig sind die Verfolgung leiden um der Gerechtigkeit willen, denn das Himmelreich gehört ihnen.
Ergänzt werden die Fresken durch sechs kleine Medaillons mit Symbolen verschiedener Vorteile:
Diese Medaillons ähneln denen der westlichen Vorhalle der Stiftskirche. Hier wird die Andacht durch ein Herz mit einem Buch dargestellt, die Unschuld durch ein Lamm mit Lilienzweig, der Sieg durch einen Lorbeerkranz, die Beständigkeit durch einen Baum mit zwei windblasenden Puttenköpfen, die Ehre durch eine Krone und die Gnade durch die Sonne, die Rankpflanzen bestrahlt.