Nur die Konsolen im Ostflügel und an der Nordseite des Nordflügels ergeben ein einheitliches Bild. Bei der Zusammenstellung aller anderen Konsolen ist kein dekoratives Konzept erkennbar. Allein im Westflügel ist auf der Westseite zumeist ein Schildziegel (Typ IIa) und auf der Ostseite ein Friesziegel (Typ IIb) eingesetzt (s.u.). Da in der Nordwand des Nordflügels beide Ziegelarten miteinander kombiniert sind (Typ II), ist im Westflügel (und auch im Südflügel) wohl von einer sekundären Verwendung auszugehen. Möglicherweise wurden nach einer Zerstörung erhaltenes Material wieder verwendet. Auf eine Zweitverwendung deutet auch der Einbau von Teilen des Typus Ic im Süd- und Nordflügel als eigenständige Konsole.

Typ 0 (Kugelkonsolen)
Seitlich des ehemaligen Portals zur Stiftskirche sind zwei sehr einfache geometrische Konsolen eingebaut, die aus einer Kugel und einem darüber liegenden Rechteck bestehen.
Typ I (Rankenkopfkonsolen)
Die Konsolen im Ostflügel des Kreuzganges werden hier als Rankenkopfkonsolen bezeichnet, da sie neben plastischem und gemaltem Blatt- und Rankendekor auch figürlichen Schmuck aufweisen. Und zwar in Form von Köpfen oder Oberkörpern im obersten Konsolenteil (Typ Ic) oder im untersten (Typ Id). Alle Konsolen des Typus I sind harmonisch aus den Gewölberippen heraus entwickelt. Sie bestehen jeweils aus sechs (Typ Ia) oder drei (Typ Ib-d) Backsteinziegeln. Sie verjüngen sich nach unten und führen die Gewölberippen in eine kugelige Verdickung, die floral (Typ IIc) oder als Kopf (Typ IId) gestaltet ist.
Typ Ia
Die drei Konsolen an der südlichen und nördlichen Ecke des Ostflügels nehmen fünf Gewölberippen auf. Sie sind entsprechend aufwendig gearbeitet und lang nach unten geführt. Sie bestehen aus sechs zusammen gesetzten Teilen. Die oberen zwei Teile nehmen die Strucktur der Gewölberippen auf. Ein (nicht überall vollständig erhaltener) Fries aus aufgesetzten Blättern vermittelt zwischen Rippen und Konsole. Die Blätter reichen teilweise über den Konsolstein hinaus. In der Mitte befindet sich ein Kranz mit paarigen Eichenblättern und darunter zwei Teile mit senkrechten Rillen und ein leicht verjüngter Teil mit Blattdekor. Die plastischen Blätter und senkrechten Rippen sind farbig hervorgehoben.

Typ Ib
Die Typen Ib und Ic der Rankenkopfkonsolen, die den Ostflügel des Kreuzganges dekorativ ausschmücken, sind identisch aufgebaut. Sie bestehen jeweils aus drei Backsteinen. Zusammengesetzt ergeben sich längliche Konsolen, die nach unten verjüngt und tailliert sind. Eine Konsole nimmt drei Gewölberippen auf, die auch die senkrechte Gliederung bis zum Unterteil bestimmen. Der Unterschied zu Typ Ic liegt im untersten Konsolenteil, der keine Köpfe sondern ein wulstartiges florales Dekor aus Weinreben oder Traubenkolben zeigt. Im Mittelteil befinden sich ebenfalls Weinblätter oder Ranken aus Weinlaub und Fruchtständen; im Oberteil nur Weinblätter oder kleine Köpfe bzw. Oberkörper bei der Arbeit im Weinberg. Das Weinlaub verweist hier nicht nur auf die klösterliche Weinproduktion oder die körperliche Arbeit der Mönche sondern symbolisch auf das Paradies.
Interessanterweise gibt es auch im Nordflügel und im Westflügel drei Konsolen, die genau den Unterteilen des Typus Ib entsprechen, hier allerdings ohne die beiden zugehörigen oberen Teile eingebaut sind. Der Wechsel von den drei Gewölberippen zu den Konsolen ist entsprechend abrupt. Diese drei Konsolen wurden offensichtlich zweitverwendet. Daraus lassen sich zwei Schlüsse ziehen: 1. Bei Umbaumaßnahmen wurde älteres Material eingesetzt, auch wenn es nicht mehr vollständig war und an der neuen Stelle keinem gestalterischen Gesamtkonzept folgen konnte. 2. Die ursprüngliche Ausgestaltung der Klausur mit Rankenkopfkonsolen kann nicht nur auf den Ostflügel des Kreuzgangs begrenzt gewesen sein. Sollte der gesamte Kreuzgang mit solchen Konsolen ausgestattet gewesen sein, hätte es um 1400 eine ausgesprochen hochwertige und harmonische Dekoration dieses zentralen Klosterbereiches gegeben.
Typ Ic
Die meisten Konsolen im Ostflügel des Kreuzganges entsprechen dem Typ Ic, der wie Typ Ib aus drei Teilen besteht und genauso wie dieser aufgebaut ist. Die beiden oberen Teile sind mit Blattwerk oder Ranken verziert, der untere Teil mit einem figürlichen Kopf. Die meisten Konsolen sind mit plastischem Blatt- und Rankendekor ausgestattet. Der oberste Teil zeigt zumeist nur einen Fries aus zwei Doppelblättern. Im mittleren Konsolenteil sind Rankpflanzen dargestellt (5 x Weinrebe mit Fruchtständen und 3 x Erbse mit Blüten und Hülsen). Aus dem Rahmen fällt eine Konsole mit rankenartigen Eichenspross. Vier Konsolen weisen nur den oberen Blattfries auf. Die glatte Fläche darunter könnte mit floralen Motiven bemalt gewesen sein, wie dies in einem Fall nachgewiesen werden konnte. Allerdings unterscheiden sich die gemalten von den plastisch dargestellten Blättern: Die gemalten Blätter sind lappig geformt und rundlich gebuchtet; sie sind keine botanisch korrekte Darstellung eines bestimmten Blattes. Die plastischen Weinranken und Erbsen sind in ihrer Darstellungsform etwas weiter entwickelt. Bei den Erbsen sind die relativ dünnen Stengel mit zweipaarig gefiederten Blättern, den daraus entspringenden gestielten Blüten und die leicht gekrümmten Hülsen gut zu erkennen. Die Weinblätter sind dreiteilig geformt. Diese Merkmale lassen auf eine Entstehung der Konsolen gegen Ende des 14. Jahrhunderts schließen.
Eine ähnliche Datierung erreichen wir durch den Vergleich der im unteren Teil der Konsolen abgebildeten Köpfe. Leider sind die Köpfe beschädigt. Es wird vermutet, dass sie beim Überfall radikalisierter Hussiten im Jahr 1429 so zugerichtet wurden. Auf einer Konsole ist ein Löwenkopf dargestellt (Bild siehe oben), ansonsten sind Männerköpfe in bürgerlicher Tracht zu sehen: Im späten 14. Jahrhundert wurde das relativ kurz geschnittene Haar üblicherweise durch einen Mittelscheitel geteilt und an den Seiten stark gewellt bzw. aufgebauscht (so genannter „Puddingtopf“). Die Männer tragen ein Stirnband oder eine einfache Kappe. Die Kleidung ist am Hals hochgeschlossen und teilweise gerüscht. Da die engen, geknöpften Ärmel erst im Laufe des 14. Jahrhunderts aufkommen, bestätigen sie die genannte Datierung. Die Männer sind so dargestellt, als stützten sie die Konsole von unten.
Typ Id
Eine weitere Variante des Typs I befindet sich in der Nordostecke des Ostflügels. Dort muss nur eine Gewölberippe aufgefangen werden. Die Konsole ist ebenfalls lang gezogen. Sie weist im oberen Teil ein plastisches Blattdekor auf und endet unten in einem Kopf, der den anderen Köpfen entspricht.

Typ II (Schildkonsolen)
Konsolen-Typ II ist zweiteilig. Er besteht aus einem oberen schmalen Fries, das florale, architektonische und figürliche Dekorationen aufweist, und einem unteren Schild mit figürlichen oder heraldischen Motiven. Dieser Typus kommt im Kreuzgang des Klosters Neuzelle auch in geteilter Form vor, entweder nur als Fries (Typ IIa) oder nur als Schild (Typ IIb).
Der obere Fries ist dekorativ dreigeteilt, um drei Gewölberippen stimmig aufzunehmen. Mittig ist jeweils ein kleiner Menschenkopf zu sehen, links und rechts eine Blüte oder ein Architekturteil. Dazwischen sind Punzierungen in den Backstein eingebracht. Die unteren Schilde sind annähernd quadratisch. Ihre Flächen sind zur Oberkante hin zumeist dreieckig nach vorn gezogen oder senkrecht in drei Ebenen geteilt, um sich der Form des Frieses anzupassen. Auf einem Schild ist das Wappen des französischen Klosters Morimond wiedergegeben, einem der vier Primarabteien der Zisterzienser, in dessen Linie auch das Kloster Neuzelle steht. Es zeigt ein Kreuz und die Buchstaben „M-O-R-S“ als Hinweis auf die Vergänglichkeit (mori mundo = der Welt absterben). Das zweite Wappen ist das des Abtes Nikolaus II. von Bohmsdorf, der den Wiederaufbau des Klosters nach dem Überfall radikalisierter Hussiten vorangetrieben hat. Damit ist auch der Zeithorizont dieser Konsolen zwischen 1431 und 1469 festgelegt. Eine Konsole ziert eine Christus-Darstellung, eine andere eine Christus-Ikone. Die Konsole links der Tür zum Refektorium wird zumeist als Darstellung eines Mannes auf dem Abort interpretiert. Dies ist allerdings unwahrscheinlich, da vergleichbare Darstellungen einen entblößten Hintern zeigen. Vielmehr handelt es sich um einen Mann in typischer Handwerkstracht der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts. Er trägt seitlich geknöpfte Halbstiefel, in die er die Hosenbeine gesteckt hat. Oft haben sich die an einem Bau beteiligten Handwerksmeister in dieser Form verewigt.
Typ IIa
Bei den allein stehenden Friesen gibt es in Form und Dekor zum Teil Unterschiede zum Typ II: Anstelle der mittigen Köpfe und architektonischen Seitendekore bestimmen florale Elemente und Punzierungen diese Friese. Der Fries an der Ecke von West- und Ostflügel stellt ohnehin eine Besonderheit dar, weil er fünf Gewölberippe aufnehmen muss und entsprechend größer gestaltet ist. Interessant ist ein Fries mit gotischer Beschriftung, die leider nicht zu entschlüsseln ist. Die Typologie der Schrift passt zu der Schildkonsole mit Männergesicht.
Typ IIb
Die einzeln stehenden Schildkonsolen entsprechen weitestgehend dem Typ II. Insgesamt sind drei Wappen dargestellt: Im Südflügel der sächsische Rautenkranz auf gestreiftem Grund (Kursächsisches Wappen ab 1423) und der Böhmische Löwe, der auf die landesherrliche Zugehörigkeit ab 1370 verweist. Das sächsische Wappen nimmt wohl nicht auf die Stifterfamilie (die Wettiner) Bezug sondern auf Kurfürst Friedrich II. von Sachsen, der den einzigen militärischen Erfolg gegen die Hussiten erringen konnte und 1432 einen Sonderfrieden mit den Hussiten schloss. Im Westflügel sind die Arma Christi auf ein Wappenschild geritzt.
Auf einer anderen Schildkonsole sehen wir Christus, der uns seine Wundmale zeigt. Im Südflügel gibt es zwei weitere Christus-Ikonen.
Typ IIc (Architekturkonsole)
Im Nordflügel und im Südflügel des Kreuzgangs gibt es Konsolen, die eine gotische Architektur zeigen. Sie sind im Prinzip wie die Schildkonsolen Typ IIb aufgebaut mit einem leicht dreieckigen oberen Vorsprung. Auf dem Schild ist ein Architekturteil dargestellt, wie es andernorts eigenständig als Konsole vorkommt, quasi das in Backstein geformte Abbild einer Konsole. Typ IIc könnte genauso wie Typ IIb ursprünglich mit einem Fries Typ IIa kombiniert gewesen sein. Der Übergang von den Rippen zur Konsole ist nämlich zu abrupt.
Besonderheiten
Unterhalb der Konsolen an der Südwand des Nordflügels ist nochmals eine kurze Rippe zu sehen. Hier könnte eine ältere, längere Konsole (z. B. Typ I) in Gänze ersetzt wurden sein. es wurde schon darauf hingewiesen, dass von Typ I mehr Teile erhalten geblieben sind, als in den Ostflügel passen.
Mindestens drei Konsolen an der Nordwand des Nordflügels weisen zwischen oberen und unterem Konsolenteil (nachträglich eingebrachte ?) Löcher auf, in denen Holzsstifte stecken. Sie gehören möglicherweise zu einer Halterevorrichtung, z. B. für eine Beleuchtung. Bei einer Konsole ist das Loch mit Holzstift etwas tiefer gesetzt, sodass es im rechten Auge der dargestellten Person (einem Handwerker bzw. Handwerksmeister) platziert ist. Vermutlich ein Verweis auf Matthäus 7, 1-5: „Warum siehst du den Splitter im Auge deines Bruders, aber den Balken in deinem Auge bemerkst du nicht?“