Die Gebäude des Klosters Neuzelle wurden in der ersten Bauphase um 1300 im Stil der norddeutschen Backsteingotik errichtet. In den ältesten aufgehenden Mauerteilen (Refektorium) sind noch relativ viele, wenig bearbeitete Granitfindlinge enthalten. Jüngere Mauern sind hingegen (zumindest im Sichtverband) vollständig aus Backsteinen der Größe 28,5-29,0 x 14,5-15,0 x 9,5-10,0 cm (in der Regel im Läufer-Läufer-Binder-Verband mit steinbündigem Mörtelverstrich) erbaut. Es sind wenige Reste einer ziegelroten Einfärbung erhalten geblieben, die offensichtlich noch auf das feuchte Fugenmaterial freskal aufgebracht wurde. Es lässt sich nicht mehr sagen, ob diese Rotlasur nur die Fugen oder die gesamte Wandfläche bedeckte. Wichtige Gliederungselemente wie Fenster- oder Nischenleibungen sind in weiß-rot bzw. weiß-rot-grau eingefärbt. Die Farbe wurde direkt auf die Oberflächen aufgetragen. In der Blendnische der Ostwand des Refektoriums hat sich das Fragment einer Wandmalerei in Rot, Schwarz und Ocker erhalten, das auf einen sorgfältig geglätteten bräunlichen Putzmörtel aufgetragen wurde. (Eine vergleichbare Malerei existiert in einer Blendnische des Refektoriums im Kloster Chorin.)

Die Mauerteile, die der zweiten Bauphase um 1400 zugerechnet werden (Ostflügel der Klausur, Stiftskirche) zeigen eine sorgfältige Bauweise im Läufer-Binder-Verband mit asymetrischen Dachfugen in der Horizontalen und scharf gezogenen Fugenschnitten. Auch hier ist eine Einfärbung nachweisbar, die jedoch einen deutlich helleren Ocker-Rot-Ton aufweist. An einigen Stellen wurde ein ockerfarbener Putzspiegel aufgetragen (Konventsportal, umlaufendes Friesornament im Ostflügel des Kreuzgangs). Das Friesornament wurde wohl in Freskotechnik auf den frischen Putz aufgetragen. Es zeigt in hoher malerischer Qualität ein Akanthusrankenwerk mit feiner Binnenzeichnung zwischen roten und ockerfarbenen Kugeln. Auch die Terrakottakonsolen waren farbig in Grün-, Rot- und Ockertönen gefasst.
Nach dem Hussitenüberfall von 1429 erfolgte unter Abt Nikolaus von Bomsdorf (1437-1469) ein Wiederaufbau der zerstörten Klosteranlage (Sein Wappen ist mehrfach im Kreuzgang vertreten). Dabei kam es zu einer grundlegenden Neugestaltung, die sich deutlich von der schlichten Gestaltungsidee der Erbauungszeit absetzte. Wahrscheinlich führte das Andenken an die von den Hussiten gefolterten und ermordeten Mönche, die nun als Märtyrer verehrt wurden, zu einer Betonung der Universalität der Passion Christi. Genauso wie Jesus leiden und sterben musste, hatten die Neuzeller Mönche Leid und Tod erfahren. Genauso wie der Tod Jesu den neuen Bund Gottes besiegelt hatte, stellte die Ermordung der Neuzelle Mönche nicht das Ende sondern den Neuanfang der klösterlichen Gemeinschaft in Neuzelle dar.
Sichtbares Zeichen dafür ist die Verputzung der bis dahin steinsichtigen Oberflächen mit einer dicken Kalkgrundierung auch über Rippen, Wandvorlagen und teilweise der Bauplastik hinweg sowie die großflächige polychrome Ausmalung im gesamten Kreuzgang. Erhalten sind allerdings nur die Bereiche, die im späten 19. Jahrhundert von der eingreifenden Erneuerung nach dem Brand von 1892 ausgespart blieben.
An der Südwand des Kapitelsaales und in den Schildbögen des südlichen Kreuzganges wurden großfigurige Wandmalereien auf einen hellen beigefarbenen Putz aufgetragen. Im unteren Bereich befand sich jeweils ein gemalter Sockel, der ein Gesims mit Konsolelementen und geometrischen Ornamenten sowie eine illusionistische Stoffdraperie zeigt. Für die Wandmalereien wurden nur die Umrisslinien in den nassen Putz gemalt. Die Ausmalung erfolgte anschließend auf der trocknen Fläche.
Im Kapitelsaal ist ein Schmerzensmann dargestellt. Am Konventsportal ist ein betender Mönch zu sehen. Im Südflügel des Kreuzganges wurde ein durchgängiger Bildzyklus platziert: Anbetung der Könige, Marientod, Abendmahl, Jesus vor Pilatur, Kreuzigung und Kreuzabnahme.
