Der barocke Umbau des Klosters

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Nach dem Dreißigjährigen Krieg wurde die gesamte Klosteranlage in Neuzelle im barockem Stil umgebaut. Diese Neugestaltung erfolgte in mehreren Phasen und zog sich bis 1740 hin. Dabei gingen die beteiligten Äbte mit unterschiedlichen Absichten an die Baumaßnahmen heran. Insgesamt lassen sich vier Intentionen ablesen:

 

Stärkung der katholischen Konfession

Abt Bernhardus von Schrattenbach übernahm 1641 ein geplündertes Kloster. Seine vordringlichste Aufgabe bestand deshalb in der Wiederherstellung. Darüberhinaus kümmerte er sich aber auch um die Neugestaltung der Stiftskirche. Zwischen 1654 und 1658 ließ er neue Fenster, eine neue Decke, sowie die oberen Stuckaturen und Fresken anlegen. Hinzu kam ein neues Chorgestühl und einige Ausstattungsstücke (der Sanktusleuchter trägt das Wappen Schrattenbachs), da diese Dinge wohl bei den Plünderungen zerstört oder geraubt worden waren. Der Kirchenraum selbst blieb unverändert.

Besonders hervorzuheben ist, dass Abt Bernhardus mit der Neugestaltung italienische Künstler beauftragte. Giovanni Bartolomeo Cometa und die Brüder Giovanni und Giulio Vanetti stammten aus Norditalien. Sie sind ab 1650 bzw. 1653 in Böhmen nachzuweisen. Zwischen 1654 und 1661 arbeiteten sie gemeinsam in den Lausitzen (Muskau, Bautzen, Neuzelle), anschließend wieder in Böhmen. Die Ausgestaltung der Neuzeller Stiftskirche war wohl ihr erster großer Auftrag.

„Die erste Renovatio von Neuzelle erweist sich als Projekt von internationalem Rang und als Versuch, mit den aktuellen Strömungen in Wien, Salzburg und den süddeutschen Reichsklöstern Schritt zu halten.“ (Tobias Kunz in Werk und Rezeption, Berlin 2011, S. 167). Auffällig sind die ungewöhnlich frühe Ausgestaltung in Neuzelle mit Stuckaturen und Fresken, das christozentrische Bildprogramm und die italienischen Einflüsse.

Unter dem Stichwort „Gegenreformation„, oder besser: „Katholische Konfessionalisierung„, werden Maßnahmen der katholischen Kirche zusammengefasst, die auf Beschlüssen des Trienter Konzils 1545 bis 1563 basieren und eine innere Erneuerung der Kirche schufen. Die katholische Konfessionalisierung war eine Antwort auf die protestantische Reformation, letztendlich aber auch eine Zementierung der konfessionellen Teilung.

Das Konzil von Trient schaffte Klarheit in vielen Punkten der Glaubenslehre. Es schrieb fest, …

1) dass sich der Glaube aus zwei Quellen speist: aus der Bibel und aus der kirchlichen Überlieferung.

2) dass das Seelenheil von Gott abhängt, aber auch von dem tatkräftigen Mitwirken des Gläubigen.

3) dass nach wie vor sieben Sakramente (Riten, die als sichtbare Zeichen bzw. Handlungen die unsichtbare Wirklichkeit Gottes zeigen) gelten: Taufe als Sakrament der Neugeburt als Kind Gottes, Eucharistie (Danksagung, Abendmahl) als Sakrament der lebendigen Gegenwart Gottes, Firmung als Sakrament der Initiation und der Stärkung, Ehe als Sakrament der Gegenwart Gottes in der Liebe, Beichte als Sakrament der Vergebung und der Versöhnung, Krankensalbung als Sakrament der Heilung und Priesterweihe als Sakrament der verbindlichen Nachfolge.

4) dass Brot und Wein des Abendmahls tatsächlich und körperlich Jesus Christus beinhalten.

5) dass der Ablass erhalten bleibt, aber kein Handel mehr damit getrieben werden soll.

6) dass es genaue Regeln hinsichtlich der Kirchendisziplin gibt.

7) dass die Heilige Inquisition (Verfolgung religiöser Abweichler durch die Kirche selbst) aufrecht erhalten bleibt.

8) dass der Heiligenkult berechtigt ist.

9) dass es das Fegefeuer gibt und damit die Gebete für die Toten notwendig sind.

Zudem legte das Konzil den “Kanon” der Heiligen Schriften fest, also die Liste der Bücher des Alten und des Neuen Testaments, in denen sich das Wort Gottes nach Meinung der Kirche unzweifelhaft ausdrückt.  In Folge des Konzils wurden der Römische Katechismus (Lehrbuch für den Glaubensunterricht) eingeführt, die lateinische Version der Bibel (Vulgata) für offiziell erklärt und das Brevier (Gebetsbuch mit Stundengebeten) und das Messbuch der römisch-katholischen Kirche neu verfasst.

Die barocke Umgestaltung der Stiftskirche unter Abt Bernhardus von Schrattenbach folgt den Regeln der katholischen Konfessionalisierung. Die Fresken feiern die Bibel als ein in sich geschlossenes, stimmiges Werk. Die Deckengemälde zeigen die engen Bezüge zwischen Altem und Neuem Testament und die oberen Wandgemälde verschiedene Szenen aus dem Leben Jesu.

 

(Josephs-Bruderschaft)

Die erste Baumaßnahme unter Abt Martinus Graff war der Ausbau der Ägidius-Kapelle zur Kirche Zum heiligen Kreuz. Dies war die Kirche für die Öffentlichkeit, den die Stiftskirche selbst war nur den Mönchen vorbehalten. (Passionsdarstellungen)

Verbesserung der Wohnqualität und der Ausstattung des Klosters

Eine größere Baumaßnahme um 1700 betraf den Ausbau des Ostflügels der Klausur. Abt Albericus von Burghoff und Abt Conradus Proche reagierten damit auf die ansteigende Zahl der im Kloster lebenden Mönche. Auf den Abbildungen des Kloster sind deutlich die Schornsteine der Heizöfen zu sehen. Vor dem Dreißigjährigen Krieg gab es lediglich die Schornsteine für die betrieblichen Öfen (Küche, Backhaus, Schmiede etc.). Nur das Kalefaktorium besaß im Kellergeschoss einen Heizofen.

Abt Conradus ließ bis 1723 auch das Kanzleigebäude und das Gastgebäude errichten.

 

Ausbau der Klosterwirtschaft

Nach dem Dreißigjährigen Krieg kam die Klosterwirtschaft langsam wieder in Schwung und erlebte eine besondere Blüte. Eine größere Rolle spielte dabei der Weinbau.

 

Öffnung des Klosters

Ein ganz wesentlicher Aspekt der barocken Umgestaltung ist die Öffnung des Klosters. Dies ist an den Grundrissen und Ansichten der Klosteranlage sehr deutlich zu sehen. Vor dem Dreißigjährigen Krieg war das Kloster nach allen Seiten abgeschlossen und von einer wehrhaften Mauer umgeben. Der Zugang erfolgte von Süden über den relativ schmalen Weg zwischen Pfortenkapelle und Scheibe. Der Stiftsplatz war sehr viel kleiner. Vermutlich reichte der Nordhang der Scheibe noch sehr viel weiter an die Kirche heran (siehe Abbildung der Klosteranlage von 1658). Der Platz südlich der Stiftskirche wurde als Baumgarten und Friedhof genutzt. Im Norden der Stiftskirche befand sich die noch einmal durch ein Torhaus abgeschirmte Klausur mit Küchen- und Kräutergarten. Die Mönche wollten unter sich sein.

Durch die barocke Umgestaltung entstand der Stiftsplatz und das repräsentative Westportal mit der Allee zum Priorsberg. Die Klostermauer verlor ihren wehrhaften Charakter. Im Osten entstand die beeindruckende Gartenanlage, die zum Teil öffentlich zugänglich war.

Die Öffnung des Klosters ist sicherlich dem Umstand geschuldet, dass die Katholiken in der Klosterherrschaft nach dem langen Konfessionskrieg deutlich in der Minderzahl waren und das Kloster Neuzelle eine katholische Enklave in einem protestantischen Umfeld bildete.