Die Besonderheit der Neuzeller Passionsdarstellungen von 1751-53 (bzw. 1770 für die Auferstehungsszene) besteht darin, dass ein regelrechtes Theaterprogramm darin verwirklicht wurde. Die eigentlichen Passionsszenen spielen sich im hinteren Teil der Bühnenkulissen ab. Im Vordergrund stehen Figurengruppen des Alten Testamentes, die das Passionsgeschehen in dialogischer Weise ergänzen und erklären. So ergibt sich insgesamt ein sakrales Theaterkonzept mit jeweils einer Passionsbild und einem „Vorbild“ (in doppeltem Wortsinn als altestamentarische Vorausdeutung und als im Vordergrund platziert). Die Bezeichnung ist aus der barocken Kurzerklärung übernommen.
Gebet Jesu am Ölberg im Bühnenbild „Garten Gethsemane“
Passionsbild: Jesus im Gebet versunken. Er sieht die Leidenswerkzeuge der Kreuzigung vor sich („Meine Schmerzen sind immerdar vor meinem Angesicht“) und ist zwischen Liebe (Erfüllung des Opfers) und Furcht hin und her gerissen: „Im Anfang des Buches ist von mir geschrieben, dass ich deinen Willen verrichten solle“ („Er ist von Anbeginn der Welt getötet“) – „Lass diesen Kelch an mir vorüber gehen“. Petrus, Johannes und Jacobus sind vor Traurigkeit und Bestürzung eingeschlafen. „Wacht und betet, auf dass ihr nicht in Versuchung fallt. Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach“. Eine große Weinpresse verweist symbolisch auf die Wandlung des Wassers der Erde in den Wein des Geistes, das ist das Blut Christi, durch den Opfertod Jesu.
Vorbild: Eva reicht Adam den Apfel. „Durch einen Menschen ist die Sünde in diese Welt eingegangen“. Es ist aber auch ein Mensch (Gottes Sohn), der die Sünde auf sich nimmt. „Du hast uns mit deinem Blut Gott erkauft“. Ohne Ansehen der Person („aus allen Geschlechtern und Zungen und Völkern und Heiden“). Jesus rettet mit seinem „Blutopfer“ die verdorrten Seelen („unsere Seele ist vor dir, wie ein wasserloses Erdreich“).
So ergibt sich insgesamt eine sehr dichte Szene mit vielen Verweisen zwischen den dargestellten Figurengruppen. Dabei erhält die Weinpresse eine zentrale Bedeutung. Die Wortpaare sind: Liebe und Furcht, Sünde und Opfer, Wasser und Blut.
Judaskuss im Bühnenbild „Garten Gethsemane“
Passionsbild: Jesus wird von Judas durch einen Kuss an die Tempelwächter verraten. Hier sieht es allerdings so aus, als ob Jesus den Judas küsst. Tatsächlich musste Jesus seinen Jünger zum Verrat überreden, denn nur so konnte die Geschichte ihren weiteren Verlauf nehmen. Erst der Opfertod Jesu besiegelt den Neuen Bund, den Gott mit den Menschen schließt. So wird in der Passionsszene dieser Dialog geführt: „Freund, wozu bist du gekommen? – Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben, und überflüssiger haben sollen. – Lasst ihn uns aus dem Land der Lebendigen vertilgen!“
Vorbild: Die Darstellung von Kain und Abel, sowie Joab und Abner verweisen auf ein Hauptmotiv von Tötungsdelikten: Neid und Missgunst, die oft einhergehen mit Verrat und Hinterhalt. Dem stellt ein Deutgeist eine klare Botschaft entgegen: „Liebet eure Feinde und tut Gutes denen die euch hassen!“ Es geht darum, den rechten Weg im Miteinander zu finden. Dies wird in der Bühnenmitte in einem Dialog verdeutlicht: „Ich bin den Weg deiner Gebote gelaufen. – Wir sind vom Weg der Wahrheit abgekommen.“
Auch die zweite Szene ist mit mehreren Querverweisen zwischen den Figurengruppen ausgestattet. Im Mittelpunkt steht hier der Deutgeist, der uns zum liebenden Umgang mit unseren Mitmenschen auffordert. Die entscheidenden Wortpaare sind: Leben und Tod, Liebe und Hass, rechter Weg und falscher Weg.
Jesus vor dem Hohepriester Hannas im Bühnenbild „Palast der Hohepriester“
Passionsbild: Der gefesselte Jesus ist von römischen Soldaten („S P Q R“ = Senatus Populusque Romanus) umringt. Sie fordern ihn auf, dem Hohepriester Rede und Antwort zu stehen. Jesus lässt sich davon allerdings nicht einschüchtern. „Der Herr ist der Richter. Der Herr ist unser Gesetzgeber. Der Herr ist unser König.“ Obwohl rechtlich gar nicht dazu befugt wollen Hohepriester Hannas und seine Berater Namen und Fakten zu den Mitstreitern und den Aktivitäten Jesu erfahren. Jesus erklärt, dass er nichts im Verborgenen getan und gesagt hat. Alles geschah offen.
Vorbild: Eine Menschenmenge bestätigt Jesu Aussage. „Er hat alle Dinge wohl getan, die Taube hat er hörend gemacht und die Sprachlose redend.“ Jesus hat die Menschen also dazu gebracht hat, auf Alles zu hören und Alles auszusprechen. Dies dürfte den Machthabern, die was zu verschweigen haben, sicherlich nicht passen. Einiges wollen sie selbst nicht hören, beispielsweise schlechte Botschaften. Doch bei allem Hören und Sprechen; was ist wahr und was nicht? Darüber streiten die Gelehrten, von denen jeder meint im Recht zu sein („Hat mich denn der Geist des Herrn verlassen und mit dir geredet?“). Jeder muss sich selber darum kümmern, die Wahrheit zu ergründen: „Kommt und lasst uns den Berg des Herrn hinauf gehen. Er wird uns seine Wege lehren.“
Im Zentrum dieser Szene stehen Weissagung und Lehre des Propheten Jesaja. Die Wortpaare sind: Hören und Taubheit, Sprechen und Schweigen, Gehen und Verlassen.
Jesus vor Hohepriester Kaiphas im Bühnenbild „Palast der Hohepriester“
Passionsbild: Nach dem ergebnislosen Verhör vor dem Hohepriester Hannas wird Jesus zum amtierenden Hohepriester Kaiphas geführt. Dieses Mal trägt er eine Augenbinde und wird von den Soldaten heftig hin und her gestoßen. Kaiphas demonstriert seinen Eifer für die Ehre Gottes, indem er nach jüdischem Brauch sein Gewand zerreißt. Doch ein Deutgeist weist ihn darauf hin, dass das Herzen eifern soll und nicht die Hand („Zerreißt eure Herzen und nicht eure Kleider und bekehrt euch zu dem Herrn euren Gott“). Das Verhör bei Kaiphas nimmt tumultartige Züge an. Der Hohepriester will Jesus provozieren. Jeus sagt: „Ihr werdet den Sohn des Menschen sitzen sehen zu der Rechten der Kraft Gottes.“ Daraufhin wird Jesus verhöhnt und verspottet und der Gotteslästerung bezichtigt („Ihr habt die Gotteslästerung gehört, was bildet ihr euch ein“).
Vorbild: Im vorderen Teil der Bühne wird Bezug auf die verbundenen Augen Jesu genommen. „Die Philister griffen Simson an und stachen ihm alsbald seine Augen aus und führten ihn mit Ketten gebunden nach Gaza.“ Doch eine Menschenmenge verweist darauf, dass verbundene bzw. ausgestochene Augen die Allwissenheit Gottes nicht beeinträchtigen kann („Die Augen des Herrn sind viel heller als die Sonne und durchsehen alle Wege der Menschen“).
Diese Szene ist stark auf die Passionsszene ausgerichtet. Die Lehrszene ist eine reine Ergänzung. Es gibt also einen kleinen kompositorischen Unterschied zu den vorangehenden Szenen. Folgende Wortpaare lassen sich bilden: Herzen zerreißen und Kleider zerreißen, Durchblick haben und Augen verschließen.
Jesus vor Herodes im Bühnenbild „Palast der Hohepriester“
Passionsbild: Der gefesselte Jesus ist umringt von Soldaten des Königs von Galilea. Ihm wird ein weißes Tuch umgebunden. „Herodes mit seinen Kriegsleuten verachteten und verspotteten ihn und zogen ihm ein weißes Kleid an“. Auf der rechten Seite sitzt Herodes und vor ihm die Ankläger Jesu. „Die Hohepriester und die Schriftgelehrten standen auf und verklagten ihn heftig“. Jesus wirkt abwesend. Auf der linken Bühnenseite erscheinen mehrere Engel. „Wir loben dich, wir preisen dich, wir beten dich an, wir verherrlichen dich“. Unterstützung findet Jesus nur bei wenigen Personen. „Mit welchen du auch unsere bittenden Stimmen wolltest zu dir kommen lassen“.
Vorbild: Ähnlich wie in der vorhergehenden Szene wird auch hier ein zusätzliches Beispiel aus dem Alten Testament gebracht, das mit der Verspottung Unschuldiger zu tun hat: König David, der im Krieg mit König Hanun steht, hat Knechte gesandt, um dem verstorbenen König Ammon Respekt zu erweisen. Hanun vermutet aber, dass die Knechte nur spionieren wollen. Er demütigt sie, indem er ihnen Haar und Kleider abschneiden lässt und schickt sie zurück zu David.
Diese Szene ist noch stärker als die vorhergehende auf die Passionsszene ausgerichtet. Hanuns Verspottung der Knechte Davids wirkt aufgesetzt. Die Wortpaare sind: Verteidigung und Anklage, Lob und Spott, weißes Kleid anlegen und Kleider abschneiden.
Geißelung Jesu im Bühnenbild „Palast des Pontius Pilatus“
Passionsbild: Im Palast des Pontius Pilatus wird Jesus von allen Seiten mit Ruten verprügelt. Doch auch hier steht er, obwohl blutüberströmt, regungslos da. Das furchtbare Schauspiel lockt Zuschauer an, die sich spottend fragen, wer Jesus ist. „Wer ist dieser, der von Edom kommt, mit den gefärbten Kleidern von Bosra“. Der Name Edom (Siedlungsgebiet am Toten Meer mit Bosra als einer der wichtigsten Städte) bedeutet rot. Mit den gefärbten Kleidern ist das blutdurchtränkte Gewand Jesu gemeint. Ein Deutgeist erklärt: „Er ist verwundet durch unsere Missetaten und geschlagen von unseren Brüdern“. Klagende und betende Menschen bekennen ihre schlechten Taten: „Wir haben gesündigt, haben unrecht gehandelt und Missetat begangen“.
Vorbild: Es gibt zwei Vorbilder: Die eine zeigt die Folterung des Propheten Jeremia, der auch aufgrund einer Verleumdung verhaftet wurde. Ihm wird vorgeworfen, zum Feind überlaufen zu wollen. „Deswegen wurden die Fürsten zornig wieder Jeremiam und schlugen ihn und warfen ihn ins Gefängnis“. Ganz vorn ist Jakob dargestellt, der von seinen Söhnen erfahren muss, dass sein Sohn Joseph von einem Löwen getötet wurde. Sie zeigen seine blutverschmierten Kleider. In Wirklichkeit haben sie ihn in die Zisterne geworfen.
Dornenkrönung Jesu im Bühnenbild „Palast des Pontius Pilatus“
Passionsbild: Jesus sitzt auf einem Schemel. Er trägt nur noch den weißen Umhang. Seine rote Tunika wurde ihm abgenommen. Auf seinem Haupt sitzt die Krone mit den scharfen Dornen. Die Soldaten verspotten ihn und reichen ihm einen Stock als Zepter. Ein Junge spielt auf der Panflöte. Auf der rechten Bühnenseite tanzen einige junge Frauen. Sie flechten sich Rosenkränze. „Wir wollen uns mit Rosen krönen, ehe sie verwelken„. Sie haben ihren Spaß, bevor das bittere Ende naht. Weinende Frauen auf der linken Seite erkennen dagegen den Ernst der Lage: „Sie zwangen ihn auf die Knie und verspotteten ihn“.
Vorbild: Bevor Abraham seinen Sohn Isaak opfert lenkt Gott ein. Ein Engel des Herrn weist auf einen Widder, der mit den Hörnern in einem Dornenstrauch fest steckt. Diesen soll Abraham an Stelle seines Sohnes opfern. Jesus ist ähnlich dem Widder das stellvertretende Opfer, damit nicht die ganze Menschheit (Isaak) geopfert werden muss. Wie der Widder im Dornenstrauch hängt nun auch Jesus in der Dornenkrone fest.
Es gibt in dieser Szene eine zweite inhaltliche Brücke. Auf der rechten Bühnenseite zeigt ein Deutgeist auf den dornengekrönten Jesus und wendet sich einer Frauengruppe zu: „Geht hinaus ihr Töchter Sion und schaut den König Salomon mit seiner Krone“. Die Frauen antworten: „Er ist ein König der Könige und Her der Herrschenden“. Dies wird von einer Männergruppe in der Bühnenmitte aufgegriffen: „Der König der Ewigkeit, dem Unsterblichen, Unsichtbaren, einzigen Gott sei Ehr und Preis von Ewigkeit zu Ewigkeit“.
Diese Szene ist also wieder etwas komplexer komponiert. Die Wortpaare lauten: König und Krone, Ewigkeit und Vergänglichkeit.
Ecce homo im Bühnenbild „Palast des Pontius Pilatus“
Passionsbild: Jesus steht mit Pontius Pilatus auf einem Balkon. Da sich der römische Statthalter nicht zu einer Bestätigung des Todesurteils durchringen kann, bittet er die Bevölkerung um Abstimmung. Pilatus weist auf den geschundenen Jesus mit den Worten „Siehe, ein Mensch“ und hofft auf Mitleid. Doch die Schriftgelehrten rufen „Kreuzigt ihn, kreuzigt ihn“ und einige junge Burschen nehmen diese Forderung auf. Sie werfen mit Steinen auf Jesus. (Sehr eindringlich: Die Schriftgelehrten schreiben es auf und die Jugend liest es unreflektiert ab). Einzig drei betende Männer zeigen Mitleid für Jesus.
Vorbild: Das Vorbild ist Hiob, der vom Teufel mit allerlei Plagen überhäuft wird, damit er sich von Gott lossagt. Doch Hiob bleibt standhaft, wie auch Jesus bis zur letzten Stunde standhaft bleibt. Und das obwohl Hiob wie Jesus von den Mitmenschen bedrängt werden: „Wo ist deine Furcht [um dich selbst], deine Stärke, deine Geduld und die Vollkommenheit deiner Wege“.
Sehr starke Komposition, obwohl nur wenige Zitate genutzt werden. Wortpaar: Mitleid und Furcht (Katharsis, im Barock = Erziehung zur stoischen Haltung, Reinigung der Leidenschaften, Umwandlung der Leidenschaften in tugendhafte Fähigkeiten)
Kreuztragung im Bühnenbild „Stadt Jerusalem“
Passionsbild: Jesus schleppt das Kreuz durch die Straßen von Jerusalem. Soldaten treiben ihn an und schlagen ihn. Auch eine Gruppe lästernder Juden drängt: „Gehe heraus du blutgieriger Mann und die Mann Belial“. Belial spielt eine bedeutende Rolle in den Schriftrollen vom Toten Meer (Qumran), die den mythischen Endkampf zwischen den Mächten des Lichtes (Erzengel Michael) und den Mächten der Finsternis (Belial) beschreiben. Unter den trauernden Personen auf der anderen Straßenseite ist auch Maria. Veronika reicht Jesus das Schweißtuch. Ein Deutgeist: „Schaue, oh Gott unser Beschützer, und siehe an das Angesicht deines Gesalbten“. Die weinenden Frauen im Vordergrund werden von einem Jungen angehalten, nicht über Jesus sondern über sich selbst zu weinen. Beim Tod Jesu geht es nicht um die Person Jesus. Es geht um die gesamte Menschheit. Das soll uns trösten, bei all den Schrecken, die noch auf uns warten.
Vorbild: Abraham soll auf Gottes Geheiß seinen Sohn Isaak opfern. Zu sehen ist, wie Isaak das Holz für das Opferfeuer auf seinen Schultern trägt, so wie Jesus das Kreuz.
Das Passionsbild zieht sich bis in den vordersten Bühnenraum. Für das Vorbild bleibt nur noch Platz auf der linken Seite. Die Szene besticht durch seine Ausrichtung auf den Kreuz tragenden Jesus.
Simon von Cyrene übernimmt das Kreuz im Bühnenbild „Stadt Jerusalem“
Passionsbild: der gefesselte Jesus geht mit gesenktem Haupt durch die Straßen Jerusalems. Neben ihm wankt Simon von Cyrene, der von den Soldaten gezwungen wurde, das Kreuz ein Stück für Jesus zu tragen. Das Leiden und Sterben Jesu ist grundlegend für die Christenheit. Gott wird Mensch und durchlebt alle Qualen und Erniedrigungen selbst. Dies ist der Neue Bund, der aber nur funktioniert, wenn er immer wieder (durch Andenken und Predigt) nachvollzogen und erneuert wird. Zudem muss jeder bereit sein, über den eigenen Schatten zu springen und seine Last zu schultern. Dies wird durch einen dialogischen Wechselgesang ausgerückt: „So mir jemand nachfolgen will, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich, und folge mir nach. – Wir predigen den gekreuzigten Christum. – Den Juden zwar ein Ärgernis. – Den Heiden aber eine Torheit. – Aber den Berufenen sowohl den Juden als Griechen predigen wir Christum Gottes Kraft und Gottes Weisheit.“
Vorbild: Die Herrschenden werden an ihre (Vorbild-) Funktion ermahnt. Ein Oberst spricht zu seinen Soldaten: „So wahr der Herr lebt und so wahr mein Herr der König lebt, an welchem Ort du sein wirst im Tod oder im Leben, da wird dein Knecht auch sein.“
Ähnlich konstruiert wie die vorhergehende Szene mit einem bis in die erste Reihe reichenden Passionsbild.
Kleiderberaubung im Bühnenbild „Kalvarienberg“
Passionsbild: Eine Gruppe Soldaten umringt Jesus. Sie ziehen ihm die rote Tunika aus. Jedem zum Tod am Kreuz Verurteilten wurde die Kleider abgenommen, damit er völlig würde- und schutzlos zur Schau gestellt werden konnte. Ein Soldat reicht Jesus einen Becher Wein, der mit Galle vermischt ist. Dieses Betäubungsmittel lehnt Jesus allerdings ab. Die Vorbereitung für die Kreuzigung wird von den Hohepriestern (rechts) und einigen weinenden Personen, darunter Maria (links) beobachtet. Zwei Deutgeister erklären im Wechselgesang: „Zieht aus den alten Menschen mit seinen Werken. – Zieht an den Herrn Jesum Christu.“ Wir sollen unsere Sünden bereuen und Buße tun. Wir sollen uns den guten Werken des Herrn anschließen.
Vorbild: Vorn links ist der unterjochte Prophet Jeremias zu sehen. „Ich bin allen meinem Volk zum Gelächter geworden und zum Spottlied den ganzen Tag“. Doch jeder Morgen ist neu.
Kreuzerhöhung im Bühnenbild „Kalvarienberg“
Passionsbild: Jesus ist ans Kreuz genagelt. Die Soldaten richten das Kreuz auf. Maria und Johannes sehen trauernd dabei zu. Auf der rechten Bühnenseite würfeln einige Soldaten um die Kleidung Jesu. Ein Deutgeist liegt wie Jesus auf einem Kreuz. „Sie haben meine Hände und Füße durchbohrt“. Einige erkennen die Bedeutung des Geschehens: „Er ist um unserer Sünden zerschlagen. – Wir sind durch seine Wunden geheilt worden“.
Vorbild: Mose erhöht die eherne Schlange. Er richtet einen Stab auf, an dem eine eiserne Schlange montiert ist. Wer sie anschaut, der wird vom Schlangenbiss geheilt. Wer Jesus am Kreuz hängen sieht, wird von seinen Sünden befreit.
Kreuzestod im Bühnenbild „Kalvarienberg“
Passionsbild: Jesus stirbt am Kreuz. Neben ihm die beiden anderen Verurteilten. Um die Kreuze herum stehen Soldaten und andere Personen. Das Apokalyptische Lamm verweist noch einmal auf den Opfertod Jesu: „Es ist von Anbeginn der Welt getötet“.
Einige Zuschauer können es nicht fassen: „Wie unbegreiflich sind die Gerichte Gottes, und wie unerforschlich sind seine Wege“.
Jesus wurde zusammen mit zwei Verbrechern gekreuzigt. Ein Deutgeist bemerkt: „Zwei werden auf dem Feld sein; einer wird aufgenommen und der andere verlassen werden“. Das gibt einem Sünder Hoffnung: „Herr, da du den Mörder erhört hast, hast du mir auch Hoffnung gegeben“. Doch die zentrale Frage bleibt: „Was sollen wir denn tun?“ Die Antwort gibt ein Deutgeist: „Befleißigt euch umso mehr, euren Beruf und Auserwählung durch gute Werke gewiss zu machen.
Vorbild: Dass einer erhöht, der andere aber verlassen wird, deutete schon Joseph aus den Träumen des Mundschenks und des Bäckers.
Die Bezüge zwischen den Figurengruppen sind in dieser Szene sehr eng. Die Wortpaare sind: Aufnehmen und Verlassen, Hoffnung und Abgrund (unbegreiflich und unerforschlich), gute Werke.
Grablegung Jesu im Bühnenbild „Garten“
Passionsbild: Der Leichnam Jesu wird von Joseph von Arimathäa in das Felsengrab gelegt. Rechts und links stehen weinende Frauen, unter ihnen Maria Magdalena. Auch die Deutgeister sind entsetzt: „Ihr Himmel! – Entsetzt euch darüber“ und eine Menschengruppe verweist noch einmal auf den Opfertod: „Wegen uns und unserem Heil“.
Vorbild: Jonas wird aus dem Magen des Wals an Land gespien. Wie Jesus war er drei Tage im Dunkel, bevor er wieder ans Licht kam.
Auferstehung im Bühnenbild „Garten“ (1770)
Passionsbild: Jesus schwebt über dem geschlossenen Grab. In der Hand hält er einen Kreuzstab, wie ein Herrschaftszeichen (Zepter). Zwei Engel verkünden die frohe Botschaft: „Er ist auferstanden“. Drei Männer bekennen: „Sind wir mit Christo gestorben, so glauben wir, dass wir auch zugleich mit Christo leben werden“. Die schlafenden Soldaten bekommen von allem nichts mit.
Vorbild: Der starke Simson trägt das Stadttor von Gaza. er war eingeschlossen und befreit sich selbst durch seine übermenschliche Kraft.