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Aegidius

Der aus Athen stammende Aegidius lebte als Einsiedler in der Provence und ernährte sich der Legende nach von der Milch einer Hirschkuh. Er gründete das Kloster St. Gilles und war bis zu seinem Tod um 720 dessen Abt. Zur Heiligenlegende gehört auch, dass seine Fürbitte für nicht gebeichtete Sünden Karls des Großen erhört wurden. Ein Engel brachte ihm Zettel mit der Vergebung. Er gehört zu den 14 Nothelfern.

An der Kanzel der Kreuzkirche ist der heilige Aegidius als Abt mit Mitra und Hirtenstab dargestellt. Das geöffnete Buch in seiner rechten Hand zeigt ihn als Kirchenlehrer. Neben ihm liegt die Hirschkuh, die ihn als Einsiedler ernährte. Auch auf dem Kuppelfresko der Kreuzkirche wird Aegidius als Abt gezeigt, der ein leuchtend gelbes Messgewand trägt. Aegidius nimmt im Kuppelfresko wohl eine besondere Stellung ein (direkt neben König Rudolf I.), weil die Vorgängerkirche diesem Heiligen geweiht war.

 

Ambrosius von Mailand

Als Sohn eines römischen Präfekten um 335 in Trier geboren war Ambrosius zunächst für eine juristische Laufbahn vorgesehen.Sein theologisches Wissen erwarb er durch intensive Studien der Bibel und griechischer Autoren wie Philo, Origenes, Athanasius und Basilius von Caesarea, mit dem er auch im Briefwechsel stand. Das neu erworbene Wissen wandte er als Prediger an, wobei er insbesondere das Alte Testament auslegte. Er wurde zu einem der großen lateinischen Kirchenlehrer . Als Bischof von Mailand trat er mutig für die Freiheit der Kirche dem Staat gegenüber ein. Dabei schreckte er auch vor einer Zurechtweisung Kaiser Theodosius nicht zurück. Als Theologe hat Ambrosius einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung der westlichen Kirche geleistet.

Vom Heiligen Ambrosius gibt es im Kloster Neuzelle zwei Bilder, die beide mit dem Attribut des Bienenkorbes ausgestattet sind. Der Legende nach flogen dem neu geborenen Ambrosius Bienen in den Mund ohne ihm jedoch Schaden zuzuführen. Diese Begebenheit wird als Hinweis gedeutet, dass der Heilige schon im Kindesalter unter göttlichem Schutz stand. Sowohl an der Kanzel der Kreuzkirche wie am Tauf-Altar der Stiftskirche ist Ambrosius als Abt dargestellt. In der Kreuzkirche drückt er sich das Buch ans Herz; in der Stiftskirche ist seine rechte Hand zum Segensgruss erhoben.

 

Andreas (Apostel)

Zusammen mit seinem Bruder Simon Petrus wuchs Andreas in einer Fischerfamilie am Nordufer des See Genezareth auf. Er war zunächst ein Jünger Johannes des Täufers, später ein Jünger Jesu. Mit Petrus, Jakobus dem Älteren und Johannes Evangelist gehört er zu den ersten Aposteln. Er missionierte in Kleinasien und auf dem Balkan. Der Legende nach heilte er um 60 n. Chr. in Patras die Frau des Statthalters und bekehrte sie zum Christentum und der ehelichen Enthaltsamkeit. Daraufhin wurde er gezüchtigt und an ein X-förmiges Kreuz (später nach ihm benanntes Andreaskreuz) gebunden. Bis zu seinem Todeseintritt predigte er noch zwei Tage lang den Umstehenden.

Im Kuppelfresko der Kreuzkirche sind die zwölf Apostel aufgeführt. Andreas ist als älterer Mann mit weißem Bart dargestellt. Er trägt eine blaue Dalmatika und einen weißen wehenden Mantel. Er ist barfuß. Mit der rechten Hand umfasst er das X-förmige Kreuz. Über ihm schweben zwei Putti mit einem Lorbeerkranz, vor ihm ein weiterer Putto mit einem Palmenzweig. Die vollplastsiche Stuckfigur im Apostelkollegium der Stiftskirche ist ähnlich konzipiert: Der vollbärtige Andreas steht in Dalmatika und wehendem Mantel vor dem Kreuz, das wie in der Kreuzkirche aus grob zurecht gestutzten Baumstämmen besteht. Das linke Bein hat er auf eine niedrige Bank gesetzt. Mit der rechten Hand zieht er die Dalmatika etwas hoch, um seinen nackten Fuß zu zeigen. Der rechte Fuß steckt in einem Schuh. Der nackte Fuß könnte ein Hinweis auf die Nachfolge Christi sein: „Denn dazu seid ihr berufen; da auch Christus gelitten hat für uns und uns ein Vorbild gegeben, dass ihr sollt nachfolgen seinen Fußstapfen.“ (1 Petrus 2,21).

 

Anna (Mutter Mariens)

Ihr Leben und die Umstände ihrer Mutterschaft sind dem typologischen Vorbild der Hanna aus dem ersten Buch Samuel nachempfunden. Annas Ehe mit Joachim blieb bis ins hohe Alter kinderlos. Die Verheißung eines Engels auf eine Schwangerschaft verweist auf die besondere Erwählung ihrer Tochter Maria. Die Legenda Aurea berichtet, dass die betagte Anna nach Joachims Tod noch zwei weitere Ehemänner hatte: Kleophas und Salomas. Aus diesen Ehen gingen mehrere Kinder hervor, die den Kern der Heiligen Sippe bilden. Anna soll im Alter von 72 Jahren in Jerusalem verstorben sein. Gefördert durch das Kaiserhaus in Byzanz wird Anna seit dem 6. nachchristlichen Jahrhundert in der Ostkirche verehrt. In den Westen kam der Anna-Kult eigentlich erst mit den Kreuzfahrern im 11. Jahrhundert.

Das Tafelgemälde des Anna-Altars zeigt uns die Mutter Mariens in einem weißen Rock, blauen Mantel mit graugrünem Futterstoff und einem gestreiften Kopfschleier im mittelalterlichen Kleidungsstil. Sie sitzt in einem roten Stuhl. Maria reicht ihr ein Buch und drückt liebevoll ihren Kopf an Annas Stirn. Dies ist eine sehr mütterliche Szene. Anna unterweist das Marienkind ist ein geläufiges Thema der Katholischen Konfessionalisiserung (Gegenreformation). Die Anna des Kuppelfreskos ist als alte Frau dargestellt, die in hellgrünem Rock und orangefarbenem Mantel neben ihrer Tochter sitzt und zu ihr aufschaut. In der Josephskapelle ist Anna als vollplastische Stuckfigur wiedergegeben in wallendem Gewand mit Kopfschleier. In ihrer linken Hand hält sie ein offenes Buch. Die rechte Hand ist zu einer Geste erhoben, die aufgrund der Fragmentur der Plastik nicht gedeutet werden kann. In der Regel hat Anna das Alte Testament aufgeschlagen, um ihre Tochter zu unterrichten.

 

Anselm von Canterbury

Der um 1033 in Aosta (Piemont) geborene Anselm trat 1060 dem Benediktinerorden bei. Im Jahr 1073 wurde er Abt des Klosters Le Bec bei Rouen und 1093 von König Wilhelm dem Eroberer zum Erbischof von Canterbury erhoben. Da er sich vehement für die Freiheit der Kirche einsetzte wurde er 1097 verbannt, jedoch von König Heinrich I. wieder in sein Amt eingesetzt. Seine Ideen einer Kirche, die von weltlichen Mächten unabhängig ist,brachte ihm 1103 eine erneute Verbannung ein. Er kehrte noch einmal im Jahr 1106 nach England zurück und starb 1109 in Canterbury. Aufgrund seiner theologischen Schriften zählt er zu den großen Kirchenlehrern. Er wurde 1494 heilig gesprochen.

Die vollplastische Stuckfigur am Nepomuk-Altar zeigt Anselm im bischöflichen Ornat. Seine Mitras wird von einem Putto gehalten, der neben ihm schwebt. Zu seinen Füßen befindet sich ein Fürstenhut, also eine weltliche Kopfbedeckung, der wahrscheinlich auf den mehrfachen Wechsel Amselms zwischen Bischofswürde und Verbannung hinweisen soll. Seine rechte Hand umfasst den Bischofsstab, in seiner linken hält er ein geöffnetes Buch, dass ihn als Kirchenlehrer ausweist.

 

Antonius Abbas (der Große)

Antonius war eine bedeutende Persönlichkeit des ägyptischen Mönchtums und gilt als Begründer des christlichen Mönchtums insgesamt mit starker Betonung des mystischen Elementes (Eremiten). Es werden zahlreiche Legenden von ihm berichtet, die den büßenden Asketen herausstellen aber auch den wundertätigen Gottesmann zeigen. Antonius wurde um 250 n. Chr. geboren.

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Stiftskirche, Antonius-Altar: Tafelbild

Das Tafelbild am Antonius-Altar der Stiftskirche zeigt den Heilgen in Anbetung der Maria mit dem Jesuskind. Antonius ist in ein braunes Mönchsgewand gehüllt.

 

Augustinus von Hippo

Augustinus ist der bedeutendste lateinische Kirchenvater. Er wurde 354 in Thagaste (Nordafrika) geboren. Im Alter von 30 Jahren übersiedelte er nach Mailand. Hier lernte er er Ambrosius kennen, der ihn zum christlichen Glauben führte. Seine zahlreichen theologischen Schriften sind wesentlich für die Entwicklung der christlichen Kirche. Um seine Person ranken sich einige Legenden. Eine erzählt, wie Augustinus am Ufer des Meeres wandelnd und in tiefes Nachdenken versunken einen Jungen sieht, der mit einer Muschel Wasser schöpft und in eine Sandgrube gießt. Befragt, was er tue, antwortet das Kind: „Dasselbe, was du tust! Du willst die Unergründlichkeit Gottes mit deinen Gedanken ausschöpfen – ich versuche, das Meer auszuschöpfen!“ Augustinus‘ bekanntestes Werk sind die autobiographischen Bekenntnisse (Confessiones), geschrieben um 400, in denen er in 13 Bänden sein frühes Leben, seine ständige Suche nach Wahrheit und seine Bekehrung beschreibt. Eine Stelle in diesem Werk, in der Augustinus‘ feurige Gottesliebe zum Ausdruck kommt, wurde später zum Attribut des flammenden Herzens.

Die älteste Augustinus-Darstellung im Kloster Neuzelle ist die Kanzelfigur in der Kreuzkirche (vermutlich 16. Jahrhundert). Hier ist Augustinus im Ornat eines Abtes mit Mitras und Krummstab zu sehen. Zu seinen Füßen kniet der Knabe mit dem Löffel. Nachdenklich tippt sich Augustinus an die Stirn. Eine sehr schöne Arbeit ist die vollplastische Holzfigur am Tauf-Altar der Stiftskirche. Auch hier sitzt der Knabe mit dem Löffel zu seinen Füßen. Antonius steht im Ornat eines Abtes mit Mitras und Krummstab an der Südwest-Ecke des Altars. In der linken Hand hält er schwunghaft ein geöffnetes Buch hoch, die rechte Hand deutet zum Knaben. Es steht zwar alles geschrieben, doch erfassen lässt es sich in Gänze nicht. Dies ist ein in Holz gearbeiteter Dialog zwischen Augustinus und dem Knaben. Die vollplastische Stuckfigur am Bernardus-Altar präsentiert uns dagegen den glühenden Theologen, der uns den Weg weist. In einer kraftvollen Geste hält Augustinus ein brennendes Herz in die Höhe, ein Sinnbild der leidenschaftlichen Christus-Verehrung. Ein Putto mit brennender Fackel zeigt die Richtung, in die es geht. Augustinus ist im vollen Messgewand eines Bischofs dargestellt.