Paulus
Im Zeitraum 5 bis 10 n. Chr. wurde Paulus (ursprünglich Saulus) in Tarsos geboren und in Jerusalem gut ausgebildet. Um 34/35 n. Chr. wurde er zum Christentum bekehrt. Er unternahm drei ausgedehnte Missionsreisen: Die erste zusammen mit den Aposteln Barnarbas und Johannes um 44-49 n. Chr. Die zweite um von 50-52 n. Chr. an der Seite von Timotheus und Silas. Und die dritte 53-58 n. Chr. Er geriet 61 n. Chr. in römische Gefangenschaft und wurde (nach einer möglichen Missionsreise durch Spanien und einer zweiten Gefangenschaft) um 67 n. Chr. unter Kaiser Nero hingerichtet. Seine gute Ausbildung in der Schrift machte ihn zum überlegenen Vordenker unter den Aposteln. Er prägte das Christentum mit hellenistischem Gedankengut und sah Jesus vor allem als den Erlöser. Damit grenzte er sich sowohl vom Jesusbruder Jakobus ab, der eine judenchristliche Religion mit Jesus als Propheten in Jerusalem aufbauten, als auch von Petrus, der Jesus als Messias verehrte. Paulus verfasste mehrere Schriften (Paulusbriefe, Apostelgeschichte), die im Christentum eine zentrale Rolle einnehmen. Die Evangelien des Lukas und des Johannes bauen auf seiner Lehre auf, während sich Markus und Matthias eher an Petrus orientierten.
Im Kloster Neuzelle sind Petrus und Paulus nebeneinander gestellt: Im Kuppelfresko der Kreuzkirche sitzen sie an hervorgehobener Stelle zu beiden Seiten der Erzengel Michael, Rafael und Gabriel. In der Stiftskirche flankieren sie beidseitig das Tafelbild mit der Himmelfahrt Mariens. Das Attribut des Paulus ist das Schwert, mit dem er in Rom geköpft wurde. Darüberhinaus hält er ein Buch in der Hand, das auf sein Schrifttum verweist. Auf dem Kuppelfresko ist er in einen roten Mantel gehüllt, der ihn wie ein Wolkengebilde umschwebt. Die vollplastische Stuckfigur in der Stiftskirche wird ebenfalls von einem weiten Mantel umhüllt. Paulus hält seinen Zeigefinger mahnend erhoben.
Petrus
Petrus (ursprünglich Simon) wurde in Bethsaida am See Genezareth geboren, wo er zusammen mit seinem Vater (Jonas oder Johannes) und seinem Bruder Andreas als Fischer lebte. Nach seiner Berufung durch Jesus gehörte er zusammen mit seinem Bruder sowie den Söhnen des Zebedäus – Jakobus und Johannes – zu den engsten Vertrauten Jesu. Mit der Verheißung der Schlüssel des Himmelreichs und der Namensweissagung („Du bis Paulus, und auf diesen Felsen will ich meine Kirche bauen.“ Mk 3, 16 und Jo 1, 42) tritt Petrus besonders hervor. Die Priorität des Petrus spielte später bei de Begründung des Papsttums eine besondere Rolle. Nach dem Tod Jesu wurde er Sprecher der christlichen Gemeinde in Jerusalem, dann allerdings im Auftrag König Herodes Agrippas gefangen genommen. Innenpolitisch versuchte Herodes Agrippa I. durch eine strenge Ausrichtung an den jüdischen Gesetzen die einflussreichen konservativen Kreise des Judentums auf seine Seite zu bringen. Aus diesem Grund zettelte er wohl auch eine Verfolgung der jungen christlichen Gemeinde Jerusalems an, in deren Verlauf der Apostel Jakobus der Ältere ermordet und Petrus gefangen genommen wurde. Der Legende nach befreite ein Engel Petrus aus der Gefangenschaft und führte ihn ins Haus des Johannes. Petrus teilte den Anwesenden seine wundersame Errettung mit „und ging hinaus und zog an einen andern Ort“ (Apg 1, 1-17). Ob Petrus jemals nach Rom kam ist in der Forschung höchst umstritten. (Michael Ferger: Petrus und Paulus – Ihr Leben, Wirken und Nachwirken in Rom aus historischer Sicht, GRIN Verlag 2011).
Vanetti zeigt uns in einem der oberen Wandfesken der Stiftskirche („Der reiche Fischfang“) Petrus, der beide Arme über seine Brust hält und andächtig auf Jesus schaut. Dies ist der Augenblick seiner Berufung. Im Kuppelfresko der Kreuzkirche sitzt Petrus in betendem Gestus neben der Erzengeln. Ein Putto hält die Himmelsschlüssel und einen Lorbeerkranz in der Hand. Neben Petrus ist die Papst-Tiara als Zeichen des Papsttums zu sehen. In der Stiftskirche gibt es zwei vollplastische Stuckfiguren: Im Apostelkollegium ist Petrus ohne Attribut dargestellt. Seine Platzierung am Ostende des Kirchenraumes macht eine Zuschreibung aber sicher. (Vielleicht hatte diese Figur sogar mal Schlüssel, die abhanden gekommen sind. Darauf deutet seine Handhaltung hin.) Petrus trägt die für Apostel typische Bekleidung aus Tunika und Pallium, wobei er sich den Mantel um die Hüften geschlungen hat. Die Stuckfigur am Hochaltar korrespondiert mit der Paulus-Figur auf der anderen Seite des Tafelbildes.
Philippus
Auch Philippus stammte aus Bethsaida am See Genezareth. Vor seiner Berufung durch Jesus war er ein Jünger Johannes des Täufers. Der Legende nach predigte Philippus nach dem Tod Jesu 20 Jahre lang in Skythien.
Auf dem Kuppelfresko der Kreuzkirche und als vollplastische Stuckfigur im Apostelkollegium der Stiftskirche ist Philippus mit einem einfachen Stab ausgestattet.