Vanettis Deckenfresken

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Joes Vanet Italus Fecit (Auferstehungsfresko)

Freiherr Bernhard von Schrattenbach wurde 1641 von drei böhmischen Äbten in Brünn zum Abt von Neuzelle gewählt, da der Neuzeller Konvent durch den Dreißigjährigen Krieg verstreut und zu eine Wahl gar nicht in der Lage war. Bernhard von Schrattenbach stammte aus Kärnten. Im Zisterzienserkloster Salem am Bodensee hatte er 1622 den Profess abgelegt. Studien an den Universitäten in Dillingen, Freiburg im Breisgau und Ingolstadt machten ihn zum Doktor der Theologie und  der Rechte. Bevor er nach Neuzelle kam war er unter anderem in diplomatischer Mission in Süddeutschland und Böhmen weit herum gekommen. Von ihm stammen die süddeutschen Einflüsse auf die barocke Ausgestaltung der Neuzeller Stiftskirche, insbesondere sind hier Vorbilder aus Wien (Schottenstift), Salzburg (Dom) und Kloster Salem zu nennen. Das streng christozentrische Bildprogramm und die Platzierung der Fresken an der Decke und den oberen Seitenwänden sind aber seiner individuellen Anregung zu verdanken. Die Freskomalerei war um 1650 in Deutschland noch nicht so verbreitet. Ganz offensichtlich hatte auch der Maler Giovanni Vanetti Probleme mit der Deckenbemalung. Gemeinsam mit dem Stukkateur Giovanni Bartolomeo Cometa schuf er dann aber eine für die Region neuartige und außergewöhnliche baukünstlerische Dekoration.

 

Bernhard von Schrattenbach ist auf dem Deckenfrsko mit der Auferstehungsszene dargestellt. Er trägt eine wehrhafte Rüstung und ein Schild mit seinem Wappen. Die Buchstaben „F B A N“ bedeuten Frater Bernardus Abbas Nova Celle. Zudem sind auf dem Fresko die Baudaten angegeben: inceptu Anno 1655, perfectu Anno 1658.

Das ikonografische Programm ist wie eine Predigt aufgebaut. An der Decke des Mittelschiffs sind acht Szene aus dem Leben Jesu zu sehen. Sie werden in den Seitenschiffen flankiert von typologischen Darstellungen aus dem Alten Testament.

Verkündigung

Im ersten Joch wurde des Fresko im Mittelschiff beim nachträglichen Anbau des Chores ersetzt. Es dürfte die Verkündigung an Maria dargestellt haben. Im nördlichen Seitenschiff ist nämlich die Ankündigung der Geburt Isaaks (Genesis 18,1-15) zu sehen und im südlichen Seitenschiff die Ankündigung der Geburt Simsons (Buch der Richter 13,1-24).

Geburt Jesu

Die Geburt Jesu wird verknüpft mit der Erschaffung Evas aus Adams Rippe (Genesis 2,18-23) und dem Traum Nebukadnezars (Daniel 2,1-49).

Taufe Jesu

Sehr ungewöhnlich ist die Kombination im dritten Joch: Der Taufe Jesu im Jordan wird die Tötung der Erstgeborenen Ägyptens (Exodus 12,29) und die Beschneidung im Alten Bund (Genesis 17,1-27) gegenüber gestellt. „Es war Mitternacht, als der Herr alle Erstgeborenen in Ägypten erschlug, vom Erstgeborenen des Pharao, der auf dem Thron saß, bis zum erstgeborenen des Gefangenen im Kerker, und jede Erstgeburt beim Vieh. Da standen der Pharao, alle seine Diener und alle Ägypter noch in der Nacht auf und großes Wehgeschrei erhob sich bei den Ägyptern; denn es gab kein Haus, in dem nicht ein Toter war.“ Als Vanetti die Deckenfresken im Auftrag des Abtes schuf waren die Schrecken des Dreißigjährigen Krieges noch sehr real. Dies dürfte die Auswahl der Bildszene bestimmt haben.

Abendmahl

Dem Abendmahl stehen im nördlichen Seitenschiff das Opfer des Melchisedek (Genesis 14,18-20) zur Seiten und im südlichen Seitenschiff das Brandopfer im Alten Bund. Der jüdische Priesterkönig Melchisedek bringt dem von einem Kriegszug heimkehrenden Abraham Brot und Wein und segnet ihn.

Kreuzigung Jesu

Im fünften Joch ist die Kreuzigung Jesu im Mittelschiff zu sehen. Im nördlichen Seitenschiff wird dargestellt, wie Mose die eherne Schlange aufrichtet, um sein Volk vor Gottes Schlangenplage zu schützen (4 Mose 21,6-9). Der Bezug zur Kreuzigung wird bei Johannes 3,14-15 gegeben: „Und wie Mose die Schlange in der Wüste erhöht hat, so muss der Menschensohn erhöht werden, damit jeder, der (an ihn) glaubt, in ihm das ewige Leben hat.“ Die Heilung erfolgt durch den Blick auf den Gekreuzigten. Im südlichen Seitenschiff wird gezeigt, wie Abraham auf Gottes Geheiß seinen Sohn Isaak opfern will und erst im letzten Augenblick davon abgehalten wird (Genesis 22,1-19).

Grablegung Jesu

Die Grablegung Jesu wird begleitet von der Geschichte um Joseph, der von seinen Brüdern in die Zisterne geworfen und von den Ägyptern freigekauft wird (Genesis 37,21-27) sowie von Daniel, der in die Löwengrube muss, dort aber nicht von den Löwen zerfleischt wird (Daniel 6,17). Auf dem mittleren Deckenfresko ist eine Ansicht des Klosters Neuzelle um 1650 zu sehen.

Auf ein Detail sollte noch hingewiesen werden: Der Löwe, der sich Daniel in der Löwengrube freundlich nähert hat einen Doppelschwanz und damit einen Bezug zum böhmischen Wappentier.

Auferstehung Jesu

Neben der Auferstehung Jesu ist im nördlichen Seitenschiff zu sehen, wie Mose von der Tochter des Pharao aus dem Nil gerettet wird (Exodus 2,5-6) und im südlichen Seitenschiff, wie der Wal Jonas an Land spuckt (Jona 2,11).

Himmelfahrt Jesu

Die Fresken an der Westwand zeigen die Himmelfahrten von Jesus, Hennoch (Genesis 5,24) und Elija (2 Könige 2,11).